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"...........In ihren dezentralen Raumarrangements kombiniert Brunori eine oder mehrere Bildtafeln mit gefundenen
Elementen, die eigene Inhalte mitbringen und sich mit der Malerei zu einem beziehungsreichen Zusammenklang verbinden.

Die Trägerplatten aus der Alltags- und Warenwelt treten in Resonanz mit profanen Dingen, die ihnen ähneln und manchmal sogar
malerische Oberflächen aufweisen, obwohl sich an ihnen keine malerische Handlung vollzog. Ihre Zufallsspuren sind Zeugnisse

eingeschriebener Geschichte und kumulierter Zeit. An ihnen lassen sich die
gemalten Bilder messen – inwiefern ist das eine dem anderen überlegen? Wo beginnt die Malerei, wo endet
sie? Die Grenzen sind fließend, zwischen dem Kunst- und dem Alltagsgegenstand wie zwischen Malerei und
Skulptur.

Umgekehrt versucht sich die Malerei an einer illusionistischen Nachahmung von Materialien wie Papier oder
Stein. In den Bildern tauchen gemalte Reißkanten auf, die an gerissenes Papier in Collagen erinnern und
tatsächlich von den eigenen Papierarbeiten inspiriert wurden. In diesen Papierarbeiten wurden auch die
Klebebänder integriert, die in der Ölmalerei als gemalte Streifen in der typischen Breite von Klebebändern
auftauchen. Im exzessiven Einsatz von Klebebändern treibt die Malerin ein hintersinniges Spiel mit Schein
und Sein, Illusion und Wirklichkeit. Nur um Millimeter von der gemalten Oberfläche erhaben, hat das
Klebeband doch eine Materialität, die sie von der Malerei unterscheidet und zum Plastischen tendiert. Die
Klebebänder organisieren die Malerei und sorgen dafür, dass sich die Farben und Formen scharf voneinander
abgrenzen. Dabei bildet die Farbe an ihren Rändern feine Grate, die ein zartes Relief auf der
Malereioberfläche hinterlassen und das Prozesshafte der Bildentstehung entlarven."

Sabine Elsa Müller

(Textauszug)

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